Am 21. Januar 1525 fand im Haus von Felix Manz in Zürich die erste Erwachsenentaufe statt. Sie war ein Akt des Widerstands gegen die Obrigkeit, welche kurz vorher die Säuglingstaufe per Gesetz für obligatorisch erklärt hatte.
In Zollikon ereignete sich darauf eine Erweckung unter den Dorfbewohnern – die meisten aus dem Bauernstand mit über 100 Taufen von Männern und Frauen. Sie lasen gemeinsam die Bibel und feierten «von Haus zu Haus» das Abendmahl – sie nannten es «Brotbrechen» (nach Apostelgeschichte 2,42). Als «Schwestern und Brüder in Christus» wollten sie eine verbindliche Gemeinschaft von Gläubigen sein, die sich nach der Bergpredigt richteten. Doch diese «Absonderung» duldeten der Reformator Huldrych Zwingli und der Zürcher Rat nicht. Die Verfolgung mit dem Verbot von Versammlungen und Erwachsenentaufen bereitete dieser ersten freikirchlichen Gemeinde ein rasches Ende.
Im Mai 1527, wenige Monate nach der Ertränkung von Felix Manz in der Limmat, überraschte der Landvogt von Grüningen im Wald eine Versammlung von täuferischen Gläubigen (Bild oben). Er verhaftete Jakob Falck und Heini Reimann und 13 weitere Täufer. Falck und Reimann wurden am 5. September 1528 in der Limmat ertränkt (Bild unten). Doch die Täuferbewegung, deren erstes Bekenntnis 1527 in Schleitheim formuliert wurde, breitete sich weiter aus und entwickelte sich zu einem internationalen Netzwerk.
Professor Fritz Blanke hat die Geschichte der ersten Täufergemeinde 1955 aufgrund von historischen Quellen in der Schrift «Brüder in Christo» sorgfältig nachgezeichnet und zusammenfassend festgehalten: «Das Dorf Zollikon am Zürichsee war die Stätte, wo innerhalb der protestantischen Geschichte zuerst versucht wurde, eine staatsfreie und auf freiwilliger Mitgliedschaft beruhende christliche Gemeinschaft zu verwirklichen. Ein derartiges Experiment musste im ersten Anlauf misslingen, und der einzige ‹Fehler›, den man den Männern und Frauen von Zollikon vorwerfen könnte, wäre dieser, dass sie zu früh, bevor die Zeit dafür reif war, zu ihrem Werk antraten.»
Das Bekenntnis des Zürcher Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich am Begegnungstag 2004 nimmt diese Geschichte auf mit den Worten:
«Reformierte Kirchen und Täuferbewegung sind Zweige desselben evangelischen Astes am grossen christlichen Baum. Beide sind Kinder der Reformation. Doch ihre Wege haben sich bereits am Anfang getrennt. Ein tragischer Riss geht durch die Zürcher Reformationsbewegung und hat bis heute seine Spuren hinterlassen. Hinrichtungen, Verfolgung und Vertreibung sollten die Täuferbewegung ausrotten. Doch die Täuferbewegung hat überlebt und ist bis heute lebendig geblieben, wofür uns die Nachfahren der Täufer ein lebendiges Zeugnis sind.»