Es braucht Mut, die Türe zum eigenen Haus zu öffnen und unbekannte Gäste einzulassen, dort, wo man selbst zuhause ist. Ihnen zuzusprechen: «Seid willkommen!» Es ist ein starkes Zeichen des Vertrauens, dass aus Begegnungen mit Fremden Neues, Gutes wachsen kann.
Es ist ein besonderes Zeichen, wenn Menschen Fremden ihre Türen öffnen, deren Vorfahren einander dieses «Willkomm!» nicht zugesprochen haben. Geschichten von Flucht und Vertreibung und der Suche nach einem sicheren Lebensort prägen täuferische Gemeinschaften bis heute.
Es tut gut, diesen Zuspruch «Ihr seid hier willkommen!» an Orten zu hören, aus denen Vorfahren der eigenen Gemeinschaft wegziehen mussten, auch wenn das Jahrhunderte zurück liegt.
Es braucht Mut, die eigene Türe zu öffnen und Geschichten zuzuhören, die davon erzählen, was den Reisenden heute wichtig ist, dort, wo sie heute zuhause sind.
Und es braucht Mut, als Reisende in dieses offene Haus einzutreten. Gastfreundschaft annehmen bedeutet auch: sich vom Leben der Gastgebenden beschenken lassen. Ihren Geschichten zuhören und mit ihnen die Schätze ihrer Glaubenstradition entdecken. Einander zutrauen, dass Gott uns gegenseitig beschenken kann in der Begegnung, gerade auch dort, wo Unterschiede deutlich werden.
Als Konferenz der Mennoniten der Schweiz freuen wir uns über diese Willkomm-Aktion und danken den Beteiligten ganz herzlich für die Initiative! Sie stösst unter Täufern weltweitauf grosses Echo. Vor allem freut uns, dass Menschen aus unterschiedlichen Kirchen und Traditionen sich daran beteiligen.
500 Jahre nach Beginn der Täuferbewegung blicken wir darauf, wie diese Bewegung heute in vielen Weltgegenden lebendig ist, wie Menschen sich von der Kraft des Lebens von Jesus Christus erfassen lassen. Was uns bewegt, möchten wir mit anderen Traditionen teilen. Zusammen möchten wir die Kraft dieses Gottes, der unter uns wohnen will, willkommen heissen.
In dieser Aktion der offenen Türen kann vieles geschehen. Manchmal einfach ein freundliches «Willkomm!» und die Freude darüber, sich in einem liebevollen Haus einen Moment ausruhen zu können. Manchmal vielleicht der Beginn einer Beziehung, in der aus Fremden Freunde werden. Machen wir uns auf!
Dr. Jürg Bräker, Gümligen
Generalsekretär Konferenz der Mennoniten der Schweiz
Mitglied des Exekutivkomitee der Mennonitischen Weltkonferenz